Auf den Schauinsland per Rad - ohne Bergtraining
Der Berg mit dem
sprechenden Namen Schauinsland liegt auf dem Gebiet der Stadt
Freiburg i.Br. und ist 1284 m hoch. Wenn man mit dem Fahrrad vom
Zentrum aus über Günterstal ganz hoch fahren will, hat man
einen Höhenunterschied von ziemlich genau 1000 m vor sich. Das
an sich wäre – bei entsprechender Gangschaltung –
noch nicht das Problem. Aber wer ohne Bergtraining die normale Straße
hoch fahren will, scheitert wahrscheinlich schon am ersten Kilometer
nach der Talstation der Seilbahn, weil dort durchschnittlich 10 %
Steigung zu bewältigen sind, davon ein großer Anteil 12 %.
Die restlichen 10,5 km bis zur Passhöhe haben nur noch
durchschnittlich 6% Steigung, darunter kurze Stücke von 7 oder 8
%.
Vielfahrer mit
Bergtraining gönnen sich den Schauinsland „zum Frühstück“
und fahren nach Ende der stärkeren Steigung auf der „Scheibe“
(großes Kettenblatt), damit die Schauinsland-Straße überhaupt noch was für die „Kraft am Berg“ bringt.
Diese Anleitung ist für alle anderen gedacht, die froh
sind, wenn sie 12-%-Steigungen vermeiden können. Dafür wird
zwischen Günterstal und der Mittelstation der Seilbahn ein
Waldweg genutzt, der 7 km lang durchschnittlich 6 % Steigung hat,
dabei zwei nicht allzu lange Stücke (300 und 400 m) mit 10 %
Steigung. Auf der Straße bis zur Passhöhe fährt man
dann noch einmal 8 km mit durchschnittlich 6 % Steigung.
Voraussetzungen für
Radfahrer ohne Bergtraining:
- Um die Passhöhe
(ca. 1200 m) zu erreichen: Ausdauertraining für 60 km in der
Ebene. Wer den Gipfel fahrend erreichen will, sollte auf der
Passhöhe noch große Reserven haben, denn es wird am Ende
sehr steil.
- Gangschaltung mit
einer minimalen Übersetzung von höchstens 1:1 (größtes
Ritzel hinten hat mindestens so viele Zähne wie kleinstes
Kettenblatt vorne). Wer seinen Knien nicht so hohe Kräfte
zumuten darf, sollte eine Untersetzung zur Verfügung haben, wie
z.B. bei meinem Rad mit 26 Zähnen vorne und 34 Zähnen
hinten.
- Waldweg-taugliche
Reifen (feiner, relativ fester Schotter ohne Matsch, gut zu fahren).
- Handy für
Notfälle, denn der Wald ist absolut menschenleer.
- Pulsfrequenzmesser.
Unverzichtbar für Fahrer ohne Bergerfahrung.
Vorbereitungen:
- Flüssigkeit
und ggf. Nahrung mitnehmen wie für 60 km Ebene, hinzu die
Strecke bis zur Günterstalstr. in Freiburg. Es gibt unterwegs
keine Möglichkeit, Wasser „nachzutanken“!
- Pulsfrequenzmesser
ist unverzichtbar, denn bei Steigungen neigt man unbewusst dazu,
mehr zu geben als in der Ebene. Wenn die Steigung aber 15 km lang
ist, ist man entweder mit den Kräften oder mit dem Kreislauf
ruckzuck am Ende. Beides ist in einem menschenleeren Wald nicht so
erquicklich. Man sollte also darauf achten, dass der Puls im
normalen Trainingsbereich bleibt wie in der Ebene.
- Wer partout auf
den Pulsmesser verzichten will und jede Menge überschüssige
Kraft und Ausdauer hat, kann – auf eigene Gefahr – auch
so vorgehen: Man fährt beim gleichmäßigen Anstieg
einen Gang niedriger als man eigentlich gewohnheitsmäßig
an einer langen, gleich starken Steigung fahren würde.
- Handy mitnehmen.
D1 geht, allerdings habe ich es nicht auf der ganzen Waldweg-Strecke
kontrolliert. (Bitte um Rückmeldungen von anderen Fahrern, so
dass ich diese Anleitung ergänzen kann:
- Wenn man Hitze und
Autoverkehr minimieren will, sollte man die Fahrt an einem normalen
Werktag (Mo-Fr) vor 9 Uhr morgens beginnen.
Fahrtroute:
(Empfehlung: Wer meint, er könne sich die Beschreibung im Kopf merken,
sollte sie trotzdem in gedruckter Form irgendwo dabei haben, für
den Fall dass irgendwas doch ganz anders aussieht als er es sich
vorgestellt hat.)
- Von
Freiburg-Innenstadt aus nach Günterstal fahren.
(Günterstalstraße, Starthöhe ca. 280 m Ecke
Schwaighofstr.)
-
Auf der Hauptstraße ganz durch Günterstal durch.
(Hier ist die letzte Gelegenheit, noch mal bei einem Haus nach
Wasser zu fragen.)
- Beim
Ortsende-Schild links in die Waldstraße (asphaltiert, ohne Straßennamensschild).
- Nach grob
500 m (1. Möglichkeit) rechts ab auf einen geschotterten
Waldweg (Fahrradwegweiser Schauinsland).
- Dieser Waldweg
führt jetzt 7 km lang bergauf. Auf dem letzten Kilometer, bevor
man auf die Straße stößt, verliert man wieder etwas
Höhe (ca. 50 Höhenmeter). Es gibt nur sehr wenige
Verzweigungen. Wer sich folgenden Merksatz einprägt,
wird automatisch immer richtig fahren: Immer auf der gleichen
Hangseite bleiben (rechts abfallend) und immer die Neigung
(aufwärts/abwärts) beibehalten wie sie vor der Verzweigung
war. Konkret heißt das: An der ersten Verzweigung links
weiter aufwärts fahren, denn rechts geht es bergab. An der
zweiten Verzweigung rechts vom Berg bleiben, denn sonst würde
man die Hangseite wechseln (ganz oben an einem Baum zeigt ein
Holzwegweiser „zur Schauinslandstraße“). An der
letzten Verzweigung geradeaus dem Weg bergab folgen zur Straße,
die man schon sehen kann.
- Auf der Straße
fährt man nun noch einmal 8 km von ca. 720 m auf ca. 1200 m
Höhe.
- Wer vermeiden
will, dass sich das Handy in über 1000 m Höhe bei einem
französischen Netzbetreiber einbucht (evtl. Kosten durch
automatische SMS des eigenen Netzbetreibers), sollte es spätestens
beim Abzweig Gießhübel ausschalten.
- Wer auf der
Passhöhe sein Fahrrad abstellt, hat nun ca. 920 m Höhenunterschied
überwunden.
- Wer unbedingt per
Fahrrad auf den Gipfel fahren will, sollte von der Passhöhe den
Weg Richtung Museumsbergwerk fahren, bis nach ca. 1 km links auf dem
Bergkamm der Weg zum Gipfel hoch führt. Leider mit sehr starker
Steigung, und die letzten 6 Höhenmeter können nur
Mountainbike-Artisten fahrend überwinden, denn dort wurde der
Weg – bei stärkster Steigung – durch mehrere liegende
Holzbalken befestigt. Kleiner Tipp: Auf halber Höhe
bei den Bänken gibt es eine schöne Aussicht, die bei einem
Puls von 180 besonders einladend wirkt. Nach einer Minute, mit einem
Puls von 120, nimmt man dann gern den Rest der Steigung in
Angriff.
Für jemanden ohne Bergtraining sind 1000 per
Fahrrad erklommene Höhenmeter doch schon was, und dann gibt es
auf dem Turm noch eine schöne Aussicht.
- Für die
Abfahrt wird ja wohl keiner auf die Idee kommen, den Waldweg zu
fahren. Für mich war das auf der Straße von der Passhöhe
bis zur Talstation ein wahrer Genuss, 17 Minuten lang! Ich mag keine
Abfahrten, die mich zwingen, meine mühsam erarbeitete
Potenzialenergie in der Bremse zu „vernichten“. Mit
meinem 14 Jahre alten Lastenesel und aufrechtem Oberkörper
blieb ich ohne Bremsen zwischen 40 und 45 km/h (mein persönliches
Limit als Familienvater). Nur vor Kurven und kurz vor der Talstation
musste ich mal etwas die Bremse einsetzen.
Über Hinweise auf Fehler oder mögliche Ergänzungen
dieser Beschreibung freue ich mich:
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